- Spanischer Erbfolgekrieg
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Spanischer Erbfolgekrieg,der 1701-1713/14 um das Erbe des letzten spanischen Habsburgers Karl II. geführte europäische Krieg.Aufgrund ihrer Ehen mit Schwestern Karls II. vermochten sowohl König Ludwig XIV. von Frankreich für das Haus Bourbon als auch Kaiser Leopold I. (bis 1705) für das Haus Habsburg Erbansprüche geltend zu machen. Bemühungen, die spanische Erbfolge einvernehmlich durch Erbverträge zu regeln, scheiterten. Um eine von den Großmächten vorgesehene Teilung des spanischen Besitzes zu verhindern, setzte Karl II. den bayerischen Kurprinzen Joseph Ferdinand zum Erben ein. Als dieser am 6. 2. 1699 im Alter von sieben Jahren verstarb, bestimmte Karl im Oktober 1700 Philipp von Anjou, den Enkel Ludwigs XIV., zum Alleinerben. Nach dem Tod Karls II. (1. 11. 1700 ließ Ludwig XIV. Philipp als Philipp V. zum spanischen König ausrufen und bestätigte zugleich entgegen dem Testament Karls die Ansprüche Philipps auf den französischen Thron. Daraufhin wandten sich England, die Generalstaaten und für Österreich der Kaiser in der (Haager) Großen Allianz vom 7. 9. 1701 gegen das französische Übergewicht; ihr schlossen sich die wichtigsten Territorien des Heiligen Röm. Reiches (u. a. Brandenburg-Preußen; alle 30. 12.) sowie Portugal (16. 5. 1703 an. Auf französischer Seite standen nur die wittelsbach. Kurfürsten von Köln (Joseph Clemens) und Bayern (Maximilian II. Emanuel) sowie Savoyen (bis 1703). Die Kriegserklärung der Haager Allianz an Frankreich erfolgte am 5. 5. 1702; am 20. 9. 1702 wurde der Reichskrieg gegen Frankreich erklärt. - Kriegsschauplätze waren v. a. Oberitalien, die Spanischen Niederlande, Süddeutschland und Spanien. Da Kastilien auf der Seite Philipps V., Katalonien auf der Erzherzog Karls stand, dessen Thronanspruch 1700 Österreich reklamiert hatte und dieser am 5. 9. 1703 mit englischer und niederländischer Unterstützung vom Kaiser als Karl III. zum spanischen König proklamiert worden war, wurde der Spanische Erbfolgekrieg auch zu einem spanischen Bürgerkrieg.Zwischen März und September 1703 waren zunächst die französischen und bayrischen Truppen in Süddeutschland erfolgreich (Kehl, Altbreisach, Höchstädt an der Donau, Landau; Besetzung der Donaulinie bis Passau). Markgraf Ludwig Wilhelm I. von Baden-Baden und J. C. Herzog von Marlborough besiegten die bayerischen Truppen unter Kurfürst Maximilian II. Emanuel am Schellenberg bei Donauwörth (2. 7. 1704), Prinz Eugen von Savoyen-Carignan und Marlborough siegten bei Höchstädt an der Donau (13. 8.), die englische Flotte eroberte Gibraltar und ermöglichte Erzherzog Karl die Landung in Barcelona. Marlborough eroberte durch den Sieg bei Ramillies nahe Tienen (23. 5. 1706) fast die ganzen Spanischen Niederlande, Prinz Eugen verdrängte mit dem Sieg bei Turin (7. 9. 1706 die Franzosen aus Oberitalien. Weitere französische Niederlagen (Oudenaarde 11. 7. 1708, Malplaquet 11. 9. 1709) führten zu einem Friedenskongress, der trotz der Konzessionsbereitschaft Ludwigs XIV. an überzogenen Forderungen der Verbündeten scheiterte (Juli 1710). Als Kaiser Joseph I. (1705-11) starb und sein Bruder Karl, der spanische Gegenkönig, als Karl VI. sein Nachfolger wurde, stellte Großbritannien aus Furcht vor einer Vereinigung der spanischen und deutschen Länder Habsburgs den Kampf ein; die Große Allianz löste sich auf. - Nach langwierigen Verhandlungen wurde am 11. 4. 1713 der Frieden von Utrecht geschlossen, dem der Kaiser im Frieden von Rastatt (7. 3. 1714, das Heilige Röm. Reich im Vertrag von Baden (Schweiz) am 7. 9. 1714 beitraten. - Philipp V. wurde als spanischer König anerkannt. Österreich erhielt die Spanischen Niederlande, Mailand, Mantua, Neapel, Sardinien; Sizilien fiel an Savoyen, Großbritannien erhielt von Frankreich umfangreichen Kolonialbesitz in Nordamerika, von Spanien Gibraltar und Menorca und war damit eigentlicher Gewinner des Spanischen Erbfolgekriegs; Preußen erhielt einen Teil Obergelderns.Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:Spanischer ErbfolgekriegIm Spanischen Erbfolgekrieg (1701-14) kam es erneut zu einem Kampf um die hegemoniale Rolle Frankreichs in Europa. Der letzte spanische Habsburger, Karl II., starb 1701 ohne Nachkommen und hatte den Enkel Ludwigs XIV., Philipp von Anjou, als Erben eingesetzt. Jetzt zeigte sich, dass alle Erbteilungsverhandlungen zwischen dem französischen König und den Habsburgern taktischer Natur gewesen waren. Ludwig dachte nicht an eine Aufteilung des spanischen Erbes.Als der Bourbone Philipp in Madrid einzog, konnte Ludwig mit den beiden nun vereinten Königreichen den Landmächten in Europa und den Seemächten in Übersee gestärkt gegenübertreten. Hinzu kam, dass er England durch die Proklamation des Stuarts Jakob III. zum Gegenkönig in Bedrängnis brachte. Außerdem fand Ludwig im Reich mächtige Verbündete: Der Wittelsbacher Kurfürst Joseph Klemens von Köln und der ehrgeizige Max Emanuel von Bayern (der Blaue Kurfürst) stellten sich auf die Seite Frankreichs. Max Emanuel erhoffte sich reichen Gebietsgewinn aus dem habsburgischen Besitz, wenn nicht gar die Kaiserkrone.Erneut kam unter Wilhelm von Oranien eine wirkungsvolle Koalition, bestehend aus England, Holland und Österreich, zusammen, die Haager Allianz von 1701. Außerdem wurde der Reichskrieg erklärt. Auf der Seite der Allianz standen auch Savoyen und Friedrich I. von Preußen, der dem Kaiser für den Erwerb der Königswürde verpflichtet war. Der Krieg wurde an drei Fronten geführt, in Italien, in den Spanischen Niederlanden und am Oberrhein. Den französischen Heeren standen kaiserliche Truppen unter Prinz Eugen von Savoyen und dem englischen Herzog von Marlborough gegenüber. Die entscheidende Schlacht fand schon 1704 bei Höchstädt an der Donau statt, in der die Franzosen und Bayern besiegt wurden. Kaiserliche Truppen besetzten daraufhin Bayern. Im gleichen Jahr eroberten die Engländer Menorca und Gibraltar. In Italien und in den Niederlanden (Schlacht bei Oudenaarde 1708) gab es weitere Siege für die Allianz. Versuche zur Rückgewinnung Schottlands für die Stuarts scheiterten.Trotz dieser Siege war aber die Lage der Allianz nicht unproblematisch. Der zum habsburgischen Gegenkönig in Spanien ernannte Sohn des Kaisers, Erzherzog Karl, war wenig erfolgreich. Im Osten kam es zum Vorstoß des Schwedenkönigs Karl XII. nach Sachsen, der sich aber nicht auf die Seite Frankreichs stellte. Die Ungarn erhoben sich unter Franz II. Rákóczi erneut gegen die Habsburger.Die entscheidende Wende zum Frieden hin kam von England. Der Herzog von Marlborough, der in England die Politik bestimmt hatte, wurde entmachtet. Die Tories, Vertreter des ländlichen Adels, traten für einen Frieden mit Frankreich ein. England, das den Krieg gleichzeitig auch im Mittelmeer und in den amerikanischen Kolonien geführt hatte, war aus wirtschaftlichen Interessen vor allem an der Sicherung seiner Seemachtstellung interessiert. Außerdem war Erzherzog Karl 1711 zum Nachfolger des Kaisers im Reich gewählt worden. An einer Wiedererrichtung eines habsburgischen Großreiches durch die Vereinigung von Österreich und Spanien konnte England nicht interessiert sein. So schloss England 1713 mit Frankreich den Frieden von Utrecht; Philipp von Anjou behielt die spanischen Hauptlande und die Kolonien, musste aber auf eine Vereinigung mit Frankreich verzichten. Ein Jahr später folgten die Friedensschlüsse von Rastatt und Baden mit Kaiser und Reich. Die Verträge standen ganz unter der von England vertretenen Idee des europäischen Gleichgewichts.
Universal-Lexikon. 2012.